Wir sind jetzt schon über ein Monat in der Mongolei und können uns mittlerweile ein relativ gutes Bild vom Nomadenleben machen, das ziemlich taff ist. Viermal pro Jahr wird übersiedelt, damit die Tiere genug zu fressen haben, ausreichend Wasser da ist bzw. man vor dem Wetter im Winter gut geschützt ist. Eine Jurte ist zu dritt in einer Stunde aufgebaut, alles davon passt in einen Van. Drinnen ist alles sehr einfach gehalten u doch fehlt es an nichts. Alles hat System, alles seinen Platz. Es gibt ein bis zwei Betten, ansonsten wird am Boden geschlafen.
In der Mitte steht der Ofen, geheizt wird mit Holz oder - wenn nichts anderes da ist - mit Dung. Als Nahrung gibts eigentlich nur, was die Viehzucht hergibt: Ziege, Schaf, Pferd, Yak, Kamel, Kuh, Murmeltier - und davon wird einfach alles verwertet (Wir haben auch so ziemlich alles gegessen: Herz, Lunge, Niere, Magen, halbrohe Leber im Fettmantel zum Frühstück, Zunge, Hirn direkt aus dem Schafskopf gelöffelt ;-). Pferde werden 6x pro Tag gemolken, ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was das für ein Aufwand ist, und vielerorts ist Wasser so rar dass über den Tag fast ausschliesslich diese Stutenmilch getrunken wird - auch von Kleinkindern.
Wenn Gäste kommen gibts immer sofort Milchtee, je nach Region mehr oder weniger gesalzen, im Westen hat er den besten Geschmack mit feiner Kräuternote. Dazu gibts so etwas Ähnliches wie "gebackene Mäuse" (je nach Alter mehr oder weniger "knusprig"), Butter (wir hatten auch Rentierbutter), Zucker, Marmelade.
Ein Erlebnis war auch getrockneter Käse oder Joghurt. Die Dinger sind so hart, einmal wurden sie mit einer Axt zerkleinert, weils anders nicht ging - aber soll anscheinend gut für die Zähne sein :-D
Gegessen wird am Boden bei einem kleinen Tisch. Es gibt entweder Barbecue, sprich Unmengen an Fleisch, Fett und Innereien und darunter findet man mit Glück drei Kartofferl und eine Karotte, oder Suppe mit den gleichen Zutaten plus Nudeln - die natürlich selbst gemacht werden.
Wir durften natürlich auch Aireg - die vergorene Stutenmilch - probieren, oder besser: wir mussten. Die Schüssel machte ganz schön oft die Runde, war aber gar nicht so schlimm - wahrscheinlich, weil wir das Allerallerschlimmste erwartet hatten. Es schmeckt wie saure wässrige Milch mit ca. 3% Alkohol. Die Milch wird in einem Ledersack im Ger (Jurte) gesammtelt u 1000e Male gestossen, am nächsten Morgen hört man ein Summen - die Gärung setzt ein.
Ausgeschenkt wird in einer Schüssel für alle, der Gastgeber überreicht sie, man nimmt mit der rechten Hand an, trinkt (nicht austrinken, sonst gibts Nachschlag!) u gibt sie wieder zurück. Dann wird wieder aufgefüllt und an den nächsten weitergegeben. So geht das die ganze Nacht - in Abwechslung mit Vodka ;-)
Apropos Vodka: davon gibts auch eine mongolische Variante, die wird aus Joghurt gewonnen. Nicht so zu empfehlen ;-)
Landschaftlich ist die Mongolei einfach einzigartig: ich glaube nirgendwo sonst kann man so lange durch die Pampa fahren, um einfach nur in der Ferne und ganz vereinzelt ein paar Jurten zu sehen, dafür aber tausende Schafherden, Ziegen, zottelige Yaks, Pferde, flinke Eichhörnchen, Adler am fast immer blauen Himmel...
Außerdem haben wir die Vielfältigkeit des Landes gesehen: flache Steppe, karge Hügel, Vulkane, gelbe Herbstbäume, unendliche Weiten und Sanddünen der Gobi, die Gletscher des Altai-Gebirges, kristallklare süße u saure Seen, usw..
Wir sind einige tausend Kilometer durchs Land: von Ulan Baator ausgehend zum Khuvskul lake, nach Moron, zu den Tsaatan im Norden (etwas westlich vom Khuvskul lake) sind wir dann nahe der russischen Grenze bis zum westlichen Zipfel (Mount Malchin) ins Altai Gebirge gereist, und danach sind wir von Ulan Baator ausgehend in den Süden (Gobi) gedüst (Blogbeitrag folgt).
Die Familien, die wir besucht haben, waren alle sehr gastfreundlich, lustig und interessiert.
Wir sind auch stolz, dass wir zumindest ein bisschen etwas von der mongolischen Sprache gelernt haben: Hallo, ich heiße, danke, bin satt, Natürlich! (immer ein Knüller), Gesundheit, bis 5 zählen, viele schöne Herbstfarben, Prost! usw. Leider gibt es einfach zu viele Laute, die wir absolut nicht aussprechen können, so sind alleine mong. Vornamen zum Teil schon eine Herausforderung ;-) Aber Bilder sagen wie immer mehr als ein Blogbeitrag ... siehe Mongolei Teil 2
Comments
Chris K 6 years, 1 month ago
Schön zu hören, dass alles gut läuft!
Link | ReplyDie Fotos sind ein Wahnsinn!
Was habt ihr für eine Kamera bekommen?
LG chris
robert 6 years, 1 month ago
danke, dazu gibts im nächsten Post einen Absatz ... das kann man sich gar nicht vorstellen wie witzig das Kamerakaufen hier war. Die Fotos hier sind noch mit der olympus omd em1 version 1 gemacht worden.
Link | Replysigi 6 years, 1 month ago
schön, dass es euch gut geht! Die Fotos sind echt suuuuper! haltet uns auf dem Laufenden und genießt die Zeit in der Fremde
Link | Replyrobert 6 years ago
Eh klar, machma natürlich soweits geht. Danke!
Link | Replysigi 6 years, 1 month ago
ah, jo, des mit dem schafshirn auslöffeln miass ma unbedingt amoi nachmacha ;-)
Link | Replyrobert 6 years ago
Da simma dabeeei!
Link | ReplySandra 6 years ago
Mah, schaut echt extrem cool aus.
Link | ReplyDas mit dem Essen wär vermutlich schon a Grund warum i die Mongolei ned bereisen könnt (...entweder die Mongolen würden mich davon jagen, weil i mi so anstelle oder i würd einfach verhungern).
Mi gruselts echt....ah wenns total ökologisch& vernünftig is aber i könnt so a zeug beim besten Willen ned essen. Von mir bekommt ihr unendlich viele Härtepunkte ;-)
robert 6 years ago
Es ist gar net sooo schlimm. Des is alles nur a Kopfsache, und das kann man irgendwie ausschalten ... vor allem wenn man hunger hat und es nix anderes gibt und die anderen auch alle essen. Innereien waren tatsächlich ganz gut ... man muss sie halt richtig machen. Manchesmal wars so rrrrichtig gut: da hat das essen mit einem richtigen Schweinsbraten oder einer echten Rindsuppe wirklich mithalten können. Jetzt haben wir aber echt einen meat-overflow und haben ein paar tage lang vegan gelebt.
Link | ReplyBrummi 6 years ago
Großartige Fotos!
Link | ReplyI glaub, mir wär die ganze Zeit schlecht von dem Essen.
matty 6 years ago
hejhej
Link | Replyunglaublich tolle fotos - beneidenswert...nur die landschaft versteht sich! 😉 auf das essen kann ich gut verzichten 🤢🤪
alles gute weiterhin
buthi-buthi
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